… ein genialer Begriff, den es so nur im Deutschen gibt. Kaum ein anderes Wort drückt aus, was es mit der Leidenschaft auf sich hat.
Ein Kampf! Gekämpft wird mit den Speerspitzen der Herzen. Ein Spiel, um das sich das gesamte Dasein dreht. Und wie in allen Spielen muss der Kämpfer oder die Kämpferin bereit sein verlieren zu können.
LEIDEN muss für die Eroberung des Himmels in Kauf genommen werden. Dass dies Wort ausgerechnet von den eher stoischen, kühlen Deutschen stammt, wundert, impliziert es doch „Raserei“.
Aber nein: bei näherer Betrachtung wird es klar, warum die Romantik was Deutsches ist. Das Feuer nämlich, anders als bei dem Italiener, brennt innerlich. Der Körper wird zu einem überhitzten Kessel und wirkt nur äußerlich kühl. Sprache muss her, um die Ventile zu öffnen: LEIDENSCHAFT, WELTSCHMERZ …
Es klingt wie ein Kampf der Giganten. Ein Wagnis ist es, sich in die Liebe vorzuwagen, hineinzubegeben. Wie lächerlich wirken dagegen die Kämpfe mit Waffen – die Liebenden müssen millionenfach stärker sein als Soldaten.
Liebe: alle Sinne werden geschärft, goldener Schmerz durchströmt die Glieder. Jeder Grashalm, der sich bewegt, jede Maus, die durch das Loch kriecht, jeder einzelne Sonnenstrahl, jedes ausgeworfene Lächeln, jede fliegende Wolke, jeder Donnerschlag, jeder Regen, das Leuchten des Mondes – alles sind Zeichen, sind Augen, Stimme, Haar, Geist; ja bilden den Körper, die Gesamtheit der Geliebten.
Verbunden mit dem geliebten Wesen, gehört auch das Universum zur Nahrung – Welt und Geliebte werden eins. Unendlich groß ist, was man ergreift und ebenso unendlich ist der Schmerz, wenn alles in eine unglückliche Liebe mündet. Der Kosmos bricht zusammen. Wie tapfer müssen Liebende sein, wenn die ausgeworfene Saat auf unfruchtbaren Boden fällt, wenn die Blume, die mit Blut begossen wurde, nicht blüht und verwelkt. Alle Sinne sind entzündet, Hoffnungen hatten die schönsten Schlösser erbaut, der gepflückte Stern, liegt trostlos, nicht gebraucht auf trockenem, steinigen Boden – beneidet werden die, die nichts fühlen, beneidet werden gar die Toten.
Der Himmel ist niedergefallen, voller Lebensfreude und Euphorie wurde das Feuer entfacht – und nun wollen die Flammen dich fressen.
Enorme Stärke ist nötig, all die Sonnensysteme wieder neu zu errichten.
Doch, es gibt kein Weg zurück. Einmal am Elixier des Paradieses geleckt, ist es schwer in die Normalität zurückzukehren.
Was vielleicht als Niederlage einer unglücklichen Liebe erschien, erweist sich als Gewinn: ein Seher will man werden, hineinschauen in dieWelt.
„Sehendend macht sich der Dichter durch eine lange, unermessliche und planmäßige Ausschweifung aller Sinne.“ (Arthur Rimbaud)
LEIDENSCHAFT gewinnt immer.
Du hast es wunderbar beschrieben !!
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Danke!!!
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Oje…wenn das ein leidenschaftlicher Italiener liest…😎
Leidenschaft, die Leiden schafft.
Sehr schön geschrieben, dennoch ein Wort, das das Leid in seinem Wortstamm transportiert. Vielleicht suche ich auch aus diesem Grund immer Synonyme oder Umschreibungen, die das tiefe Feuer beschreiben, mit dem jemand für etwas entbrennt.
Liebe Morgengrüße✨
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